„Sucht und Schuld“ (Andrej Singer)

Fortbildungswochenende Lützensömmern vom 10.-12. März 2023

Am Freitagabend begann das Fortbildungswochenende mit einer Vorstellungsrunde der Teilnehmer:innen und des Referenten und einer kurzen Einführung in das Thema. Am Samstagvormittag gab es im Dialog mit den Teilnehmer:innen vom Referenten einen großen Input zu verschiedenen Themen und Fragen: Was macht Sucht oft so schwer behandelbar und welche Rolle spielen dabei Scham- und Schuldgefühle der Betroffenen bis hin zu der Annahme, die Sucht sei selbstverschuldet und keine Krankheit? Obwohl ein Suchtmittelrückfall zu den Symptomen einer Abhängigkeitserkrankung zählt, wird er von den Betroffenen oft sehr schambesetzt empfunden.

In Zusammenarbeit mit dem Referenten wurde versucht, die Gefühle und Glaubenssätze voneinander zu trennen, um Person und Krankheit differenziert betrachten zu können. Wie kann ich mit meiner Vergangenheit umgehen, um die Gegenwart „schuldfrei“ zu erleben? Gerade, weil sich sowohl Abhängigkeitserkrankte als auch Angehörige oft schuldig fühlen, ist diese Aufarbeitung so wichtig und hilfreich. Das negativ besetzte Gefühl der Scham hilft uns, Dinge nicht zu tun, die mit diesem Gefühl verbunden sind. Wie akzeptieren wir unsere, aus unserer Sicht, schuld- und schambehaftete Vergangenheit? Mit der Erkenntnis: An dem Punkt in unserem Leben, an dem wir jetzt stehen, würden wir ohne unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht stehen. Wir haben die Verantwortung für unser Leben und können entscheiden, wie wir leben wollen. Untermauert wurden diese Fragen und Erkenntnisse durch die Erklärung und Darstellung der Aufgaben und des Zusammenspiels der einzelnen Regionen unseres Gehirns. Das half bei der Erklärung, warum wir wann wie reagieren. Am Nachmittag gingen wir in Kleingruppen den Fragen nach: Wie können wir die Fragestellungen und Erkenntnisse in unser persönliches Leben integrieren und was nehmen wir mit in unsere Selbsthilfegruppen?

Am Sonntag wurden Fragen der Teilnehmer:innen behandelt, wobei noch einmal das Thema „Schuld und wie gehe ich damit um?“ im Vordergrund stand. Dabei reifte die Erkenntnis bei Suchterkrankten und Angehörigen, dass es an der Suchterkrankung keine Schuld gibt. Wenn wir keinen Schuldigen mehr suchen, gewinnen wir die Verantwortung für unser Leben zurück und können Veränderungen bewerkstelligen. Dem Thema geschuldet war es ein sehr emotionales Wochenende. In der Abschlussrunde am Sonntag wurde dieses Fortbildungswochenende von den Teilnehmer:innen als sehr gelungen eingeschätzt. Eine Fortsetzung ist dementsprechend erwünscht.

Wolfgang Kuhlmann, Betreuer und Teilnehmer