„Vorsicht-Rücksicht-Nachsicht“ (Prof. Dr. Wilma Funke)

Fortbildungswochenende Lützensömmern vom 27.-29. Juni 2025

Am Freitagabend begann das Fortbildungswochenende mit einer Vorstellungsrunde der Teilnehmer, Teilnehmerinnen und der Referentin sowie einer ausführlichen Einführung in das Thema.

In diesem Seminar ging es um die Beziehungen zu den Menschen in unserem Umfeld, aber auch zu den Beziehungen zu uns selbst. Wie entwickeln sich Beziehungen? Wie und wo setzen wir Grenzen? Das Miteinander und die Rollen, die wir im sozialen Kontext einnehmen, erfordern, dass wir uns selbst nicht verlieren, aber den anderen wahrnehmen und respektieren. Daraus entstanden Themen, wie „Auf sich achten“, „Auf andere achten“, „Andere nicht benutzen“ und „Sich selbst nicht benutzen lassen“. Hierzu gab es am Samstag einen informellen Input durch die Referentin und spannende Diskussionen im großen Kreis, aber vor allem in sehr intensiv geführten Gesprächen in den kleinen Arbeitsgruppen.

Grundlage unserer Diskussionen war ein Dreieck mit den Begriffen „Vorsicht“, „Nachsicht“ und „Rücksicht“ an den Ecken. Die Begriffe wurden im Kontext einer Suchterkrankung, aber auch in Lebenssituationen betrachtet, bei denen die Erkrankungen keine bzw. nur eine untergeordnete Rolle spielen. Wann sind wir als Menschen mit einer Suchterkrankung oder als Angehörige besonders vorsichtig und wann ist das auch wichtig. Es geht um die Abwägung zwischen den Möglichkeiten, die wir haben und den Risiken, die damit verbunden sind, um daraus die richtigen Entscheidungen zu treffen. In diesem Zusammenhang wurde auch der Unterschied von „Angst“ als wichtiges Gefühl und „Vorsicht“ als Bewusste Entscheidung herausgearbeitet. Beim Thema „Nachsicht“ schauten wir, wie nachsichtig sind wir mit anderen, aber auch mit uns selbst. Dabei kam der beschreibende Begriff „Verzeihende Akzeptanz“ ins Spiel, und dass für nachsichtiges Verhalten „Optimismus“ erforderlich ist. „Akzeptanz“ heißt auch, die Opferrolle zu verlassen und Verantwortung zu übernehmen.

Wie viel „Rücksicht“ erwarten wir von anderen und wie rücksichtsvoll gehen wir selbst mit anderen um. Für Suchtkranke und Angehörige ein großes Thema für das es keine pauschale Antwort gibt. Es muss einfach besprochen werden, was hilfreich und auch zumutbar ist. Dieses „Miteinander-Reden“ gilt natürlich für alle Ecken unseres Dreiecks.

Am Sonntag streiften wir noch das Thema „Mut“. Was bedeutet es, mit einem bestimmten Ziel gegen die eigene Angst etwas zu wagen, Risiken einzugehen, die Komfortzone zu verlassen und negative Konsequenzen in Kauf zu nehmen? Wie stärke ich meinen Mut? Als Beispiele: kein Katastrophendenken, Unterstützung suchen, Teilziele erproben und sich natürlich die Attraktivität bewusst machen.

All dies waren Themen, die wir an diesem Fortbildungswochenende bearbeitet haben, die uns gerade als Menschen mit einer Suchterkrankung und als Angehörige bewegen, die uns im Alltag begegnen und die unser Befinden und unser Handeln beeinflussen.

Das Fortbildungswochenende wurde von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen als sehr lebendig und informativ wahrgenommen. Herzlichen Dank an Frau Prof. Dr. Funke.

Wolfgang Kuhlmann

Betreuer und Teilnehmer